Franklin Pezzuti Dyer

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Eine Analyse des Willens

Can't read German? Here is a translation of this post into English.

Mit diesem Blogeintrag versuche ich, mein Verständnis des Willens, der Willenkraft und des Entscheidungsprozesses. Meistens habe ich es durch tägliche Selbstbeobachtung entwickelt. Eigentlich habe ich neulich ein Experiment gemacht, in dem ich zwei Tage gefastet habe, und es hat auch einige interessante Einblicke in der Natur des Willens erbracht.

Wahrscheinlich stimmen meine Bemerkungen der Erfahrung vieler Personen zu, aber sicherlich stammen einige von eigene Eigenarten, die andere Leute nicht teilen. Jedenfalls gibt es eine unzugängliche epistemologische Kluft zwischen den subjektiven Erlebnisinhälte der Menschen. Nie werde ich in dem Bewußtsein einer anderen Person teilnehmen können (außer mit dem Neuralink... beeile dich, Elon Musk!), noch wissen ohne Zweifel, daß andere Personen sogar Qualia erfahren.

Tut mir leid, lieber Leser, aber infolgedessen gilt das Folgende hauptsächlich für meinen eigenen Geist. Trotzdem kannst du doch beim Lesen deine Beobachtungen und Erfahrungen gleichzeitig bedenken und sie mit den Meinen vergleichen, und wenn sie dir ähnlich genug klingen, vielleicht kann dir meine Analyse irgendwas von Wert zeigen.

Der Wille und das Ich

In der alltäglichen Sprache gibt es manche Redewendungen, die das Ich und den Wille in einer falschen Konkurrenz gegeneinander setzen, z.B. die Folgenden:

Ich wollte den Kuchen verschlingen, aber diesen Wille habe ich überwunden.
ODER:
Ich wollte den Kuchen verschlingen und konnte diesen Wille leider nicht überwinden.

In diesen Sätze gibt es zwei Hauptgegenstände: ein Wille (zum Essen) und ein Ich, das weiß, es solle den Kuchen nicht essen. Die tragen auch inbegriffene Werturteile, daß es besser wäre, die eigene Vernunft zu folgen, als sich vom Kuchen in Versuchung führen zu lassen. Man kann doch jeden Satz umwenden, sodaß die Bedeutung unverändert bleibt und die Rollen des Ichs und des Willens umgekehrt werden:

Ich wollte der Versuchung des Kuchens widerstehen und diesen Wille habe ich nicht überwunden.
ODER:
Ich wollte der Versuchung des Kuchens widerstehen, aber diesen Wille habe ich ganz einfach überwunden.

Jetzt wird es klar, daß man nicht eindeutig auf den Wille hinweisen kann und auch nicht feststellen kann, ob eine gewiße Entscheidung ein Überwinden oder ein Sich-Überwinden-Lassen einbezogen hat. Nicht nur die Rolle des Willens, sondern auch die Rolle des Ichs schwebt, weil wir die gleiche Ereignisse beschreiben können, ohne auf ein überwindenden oder überwundenen Ich Bezug zu nehmen:

Ich wollte den Kuchen verschlingen und auch wollte ich der Versuchung des Kuchens widerstehen, aber der zweite Wille hat den ersten Wille überwunden.
ODER:
Ich wollte den Kuchen verschlingen und auch wollte ich der Versuchung des Kuchens widerstehen, aber der erste Wille hat den zweiten Wille überwunden.

In diesen zwei Sätzen dient “das Ich” als einen passiven Besitzer der Willen statt eines Akteurs. Diese Vorstellung finde ich sehr angemessener und nützlicher, weil es alle Willen vom Ich absondern, damit man sie unpersönlich betrachten kann, und alle unausgesprochene Bewertungen (z.B., daß der Wille zum Kochen-Essen “niedriger” oder “zu überwinden” ist) ausmerzt oder mindestens abhilft. Auch macht es gar keinen Sinn, von einem tuenden aber von der Willen getrennten Ich: ohne Willen kann ein Ich sich gar nichts zu tun bringen, weil es keinen Ausgang eines anderen vorzieht.

Trotztem wäre es ein Irrtum zu behaupten, daß die zwei Willen, die in unseren obigen Beispielen in Konkurrenz aneinander stehen, der gleichen Natur sind. Trotz des Umgehens einr sittlichen Bewertung, müssen wir gestehen, daß die subjectiv empfundene Charaktere der zwei Willen unserer Beispielen ganz verschieden sind. Auch wenn der Wille zum Versuchungswiderstehen nicht “besser” ist, scheint es ermüdend oder anstrengend, im Vergleich zum entspannenden und fast feierlichen Gefühl, das das Versuchungsnachgeben begleitet. Also behaupten wir nicht, das alle Willen derselbe Natur sind. (Später werden wir die Unterschiede der subjektiven Charakteren der verschiedenen Willen behandeln.) Wir willen nur anerkennen, daß hinter jeder Tat steht ein Wille, und daß es keine speziale Täte gibt, die “direkt vom Ich” statt von einem Willen springen.

Tatsächlich kann man einige Handlungen ohne Willen ausführen, nämlich die “automatisch” gewohnheitsmäßige oder reflexartige Handlungen. Diese Täte würde ich aber gar nicht zum Ich zuschreiben. Die Behauptung, der Kniesehnenreflex sei etwas, den “Ich tue”, ist fast genauso unsinnig als die Behauptung, das Bergabrollen eines Gesteins sei etwas, den “Ich tue”.

Der Wille und die Zeit

Wann zwei Willen im Widerstreit kommen und einer davon überwindet den Anderen, es findet keine Tat als unmittelbare Folge statt, weil keine Tat sofort durchgeführt werden kann. Deshalb beruht der Wille unbedingt auf der Erwartung: das Ziel des Verlangens, der Anreiz und die Belohnung, steht immer in der Zukunft relativ zum danach strebenden Willen. Jedes Vergnügen und jeden Schmerz, das man im gegenwärtigen Augenblick genießt oder duldet, ist ein Geschenk oder eine Verdammung des vorigen Ichs. Umgekehrt wird jede jetzige Tat zu einem Geschenk oder einer Verdammung für das künftigen Ich.

Wenn man darüber nachdenkt, anfangs sieht es so aus, als ob irgendeine Willen einen Anreiz in der Vergangenheit statt der Zukunft haben, z.B. eine Verpflichtung oder ein Versprechen. Auch in diesem Fall liegt die Belohnung in der Zukunft: das Gefühl der Fertigstellung oder der Erfüllung.

Obwohl die Tat aufgrund ihrer physischen Natur den Sieg eines Willens nicht sofort folgen kann, löst ein solcher Sieg ein seeliches Ereignis anstatt eines körperlichen aus, nämlich die Gestaltung eines Plans. Nachdem der Widerstreit zwischen Willen aufgelöst wird, entschließt man sich, ein bestimmten Vorgehen durchzuführen, obwohl man es nicht sofort durchführen kann. Dann ist die Ausführung dieses Plans im Laufen der folgenden Sekunden, Minuten, oder Stunden fast automatisch oder eine Frage von Angewohnheit. Sicherlich kann man manchmal diese Ausführung unterbrechen, sich umentscheiden und den Plan abschaffen, meistens aber nicht. Der entscheidenden Moment für die Verwirklichung einer möglichen Handlung ist ofter der Moment der Ausarbeitung eines Plans als den Moment der Tat selbst.

Diese sind keine reine Vermutungen, sondern Formalisierungen und Generalisierungen, die auf Beobachtungen meiner eigenen Handlungsmuster beruhen. Lass uns die “Aufschieberei” als Beispiel nehmen. Ich habe oft gemerkt, daß obwohl es manchmal sehr schwierig ist, mich zum Laufengehen oder Hausaufgabemachen zu zwingen, als ich mich endlich entschließe, laufen zu gehen oder diese oder jene Übung zu erledigen, bringe ich die Aufgabe fast immer erfolgreich zum Schluss, außer wenn es irgendeine unerwartete Ablenkung oder Störung gibt, die die Ausführung des Plans unterbricht. Die Schwierigkeit liegt im anfänglichen Entschließen und nicht in der Durchführung der Aufgabe. (Ich muß aber anerkennen, diese Unbeweglichkeit der Pläne könne mir eine Eigenart sein, die von anderen Leuten nicht geteilt wird.)

Dieses Phänomen habe ich auch beim Fastenexperiment genötigt, besonders im ersten Versuch. Ich mußt es zweimal versuchen, weil ich beim ersten Versuch früh aufgab (ich wollte zwei Tage lang fasten, konnte aber keine 24 Stunde schaffen). Als ich mich am ersten Abend entschloß, ich könnte das Fasten nicht mehr verkraften, mein erster Gang war nicht irgendwas Schnuckeliges zu fressen, sondern einen langwierigen Abschnitt in meinem Experimentsbericht aufzuschreiben, den meine Entscheidung, das Experiment unterzubrechen, erklärte. Trotz des Gefühls, daß ich den Hunger nicht mehr aushalten könnte, passierte es etwa zwanzig Minuten nach dem Aufgeben und bevor das Essen. Wenn den Hunger so dringend war, ich konnte es nicht mehr widerstehen, warum denn verschieb ich mit dem Schreiben das Essen noch zwanzig Minuten länger? Weil der Wille weniger zu tun mit den Täte als mit der Erwartung und den Pläne hat.

Noch eine Bemerkung über das Verhältnis zwischen der Willen und der Zeit. Oft gilt, daß je ferner in der Zukunft steht eine erwartete Belohnungen oder Bestrafungen einer Tat, desto mehr “Willenskraft” verbraucht ihre Wirkung auf den momentanen Widerstreit der Willen. Deshalb ist es “schwerer”, für den Belohnungsaufschub statt der sofortigen Befriedigung zu optieren. Der Begriff der Willenkraft haben wir doch noch nicht dergestalt aufgeklärt, daß der auf keinem “entscheidenden Ich” (deren Existenz oder Aussagekraft wir im ersten Teil abgelehnt haben) beruht. Nun folgt eine Behandlung davon...

Die Willenskraft

Zuerst will ich die Vorstellung beschreiben, die meines Erachtens als die vorherrschende Auffassung der Willenskraft gilt. Ich liefere aber keine Argumente dafür, daß es wirklich “vorherrschend” ist. Niemals habe ich eine Fundstelle gefunden, die diese Vorstellung ausdrücklich auflegt und als die Wahrheit oder eine passende Beschreibung vorlegt. Ich habe die nur mittelbar durch Redewendungen, Gesprächsfragmente und Nebenbedeutungen erblickt.

Also: in dieser (vermutlich) vorherrschenden Auffassung ist die Willenskraft ein Mittel oder eine Währung, die man aufwendet, um Aufgaben, die man nicht erledigen will oder die Bemühung erfordern, durchzuführen. Man hat eine bestimmte Versorgung der Willenkraft, die man nach Belieben zuteilen kann, aber je mehr man aufwendet und je weniger Willenkraft übrigbleibt, desto ermatteter fühlt sich man und desto schwieriger wird es, Aufgaben zu erfüllen. Andrerseits wird die Versorgung wieder aufgefüllt, wenn man sich ausruhen, schlafen oder einem Genuß frönen läßt.

Diese Vorstellung wiederholt den früher bemerkten Irrtum, die Existenz eines aktiven aber von der Willen abgesonderten Ichs zu bestätigen. Nach dieser Beschreibung entscheidet das Ich, wozu die Willenskraft aufgewendet wird. Aber worauf steht diese Entscheidung? Wie kann das Ich aber zwischen diesen Willen auswählen, wenn es von keinem Wille beeinflusst wird? Diese sinnlose Auffassung vermutet, daß um irgendeine Handlung zu machen, muß das Ich Willenskraft dafür ausgeben, ohne zu bemerken, daß das Ausgeben der Willenskraft selbst eine Handlung und eine Entscheidung ist! Jetzt haben wir ein unendlicher Regress, der es gar nicht zu erklären schafft, wie eine Tat zur Verwirklichung wirklich gebracht werden kann.

Um ein besseres Verständnis zu schaffen, lass uns die Vorstellung eines aktiv entscheidenden Ichs wieder beseitigen und den Entscheidungsprozess als einen Kampf zwischen Willen auffassen. Jedes Mal, daß ich versucht bin, ein Stück Kuchen zu fressen, gibt es einen Wille dafür und einen dagegen und manchmal siegt das eine und manchmal das andere. Eine Vielfalt an Trieben, Gefühlen und Begründungen wirken auf den Widerstreit und zugunsten von jedem Willen (z.B. je hungriger bin ich, desto stärker wird der Wille zum Essen). Die Endsumme alle Einflüsse bestimmt die Kraft des Drangs hinter jedem Willen und der Vergleich der entsprechenden Kraftgrößen bestimmt den Sieger. Diese Beschreibung passt zwar ziemlich gut zum Wort “Willenskraft” dem Wortform nach, weil es ein Vergleichen der Kräfte der Willen erfordert.

Doch wenn man sagt, eine Entscheidung viele Willenskraft verbraucht, verweist man nicht auf die Tatsache, daß jeder Wille ein bestimmte Kraftgröße hat, sondern auf das Gefühl der Anstrengung oder Schwierigkeit. Obwohl jede Entscheidung nur das Ergebnis eines Wettstreits der Willen ist, auf uns haben einige ermüdende Wirkungen und andere belebende Wirkungen auf uns. Warum ist das so?

Ich habe keinerlei Ahnung, warum gewiße Entscheidungen solche Gefühle der Anstrengung veranlassen. Ich kann doch beschreiben, welche Arten von Entscheidungen unter welchen Bedingungen diese Gefühle aufzulösen pflegen. Meistens taucht das Gefühl der Anstrengung oder der Schwierigkeit auf, wenn ein Wille siegt, der

Das, was wir “Willenskraft” nennen, ist nicht die “Fähigkeit” solche Handlungen zu wählen, weil das Wort “Fähigkeit” die Existenz eines eigenständigen Ichs andeutet, sondern die relative Kraft der Willen, die diese Anstrengungsgefühle auslösen und die Frequenz und der Abstand, mit dem es siegt oder geschlagen wird. Einige Faktoren, die die Willenskraft in diesem Sinn abschwächen, sind

Als man eine solche “schwere” Entscheidung schafft, wird man ermüdeter, schläfriger und hungriger (oder mindestens bekommt man oft die Knabberei). Deshalb haben wir eine negative Rückkopplung, die die Quantität der “schweren” Entscheidungen einschränkt: je mehr Entscheidungen dieser Art man macht, desto schlimmer werden die Müdigkeit, die Hunger, usw. und unwahrscheinlicher wird es, daß ein solcher Wille das nächste Mal siegen wird.

Diese Auffassung stimmt meiner Erfahrung mit dem Fasten zu. Meistens verbrachte ich den ganzen Tag im Schlafsaal und es lockerten mich keine Kuchen, weil es keine dabei gab. Trotzdem aber konnte ich mich kaum zum Hausaufgabemachen oder Lesen oder sogar zum Aufstehen bringen. Anders gesagt fehlt mir Willenskraft. Ich hatte aber keine anstrengende seelische oder körperliche Aktivitäten gemacht, keine Willenskraft “aufgewandt”. Die verworfene Vorstellung stimmt diesem Verlust der Willenskraft ohne aktiven Aufwenden nicht zu, aber in der neuen Vorstellung wirken die Willenskraft und die allgemeine Gefühlslage wechselseitig aufeinander.

Die Bewertung der Willen

Früher habe ich unsere anfängliche Beispielsätze (über den Kuchen) verworfen teils aufgrund ihrer inbegriffenen Werturteilen der Willen zum Kuchenessen und zum Versuchungswiderstehen. Ich soll aber erklären, daß ich die Werturteilung selbst nicht ablehne, sondern die ungesagte Mitbezeichnung, durch die das Werturteil im Satz auftaucht. Es setzt voraus, der Wille zum Kuchenessen sei ein negativer Wille, den man erwehren soll und dies könnte wahr sein, es wird aber heimlich angedeutet statt ausdrücklich angegebt. Jetzt, wo wir diese automatische Wertung identifiziert haben, können wir es analysieren und auswerten.

Im Geiste der Klarheit dann werde ich meine persönliche sittliche Assoziationen der Willen auslegen (wie sie waren, bevor ich meine Auffassung des Willens neulich aufarbeitete). Die Aktivitäten, die mehr geistige Anstrengung erfordern, kamen mir als “höher” oder “wertvoller” vor, im Vergleich zu den hedonistischen sinnlichen Genüßen (z.B. das Essen, die Selbstbefriedigung usw). Die Tugend verbindete ich mit der Selbstbeherrschung, die Produktivität und die Fähigkeit zum Versuchungswiderstehen. Ich glaubte nicht, daß die Genüße schlecht sind, und ich sie völlig genoß, aber ich hatte (zu viel) Angst, von ihr abhängig zu werden. Im Rückblick war ich ziemlich stoisch. Ich hätte gesagt, es sei tugendhaft, die Wille widerstehen zu können, jetzt aber habe ich (zu meine Belustigung) bemerkt, daß das Streben nach stoischen Selbstbeherrstung selbst ein Wille ist, genauso wie z.B. der Wille zum Kochenessen.

Diese moralische Empfindung war wahrscheinlich von den Medien einigermaßen angeregt. Oft sind die bewundernswerte männliche Protagonisten der Filmen und der Literatur fähig, Versuchungen widerzustehen, extreme Schmerzen zu dulden und so weiter. Auch hatte ich viele Freunde, die oft ihre Hausaufgaben aufschoben und einfach abgelenkt wurden, und meine Wertung der Disziplin könnte von Abneigung dagegen entstammen.

Noch würde ich behaupten, es sei günstig, die Versuchungen widerstehen und die Belohnungen aufschieben zu können, nicht aber weil es “tugendhaft” ist, sondern insofern man die Lebensqualität und allgemeine Freude damit verbessern kann. Die offensichtlichste Anwendung hat mit der Gesundheit zu tun. Auch glaube ich noch, es sei besser (was die allgemeine Freude betrifft), mit irgendeinen unerfreulichen Arbeiten oder Aufgaben sehr früh anzufangen und sie zeitnah zum Abschluss zu bringen: wenn man die Aufgaben aufschiebt, schwebt die negative Erwartung immer über die jetzigen Zeitvertreibe wie eine Sturmwolke, damit man das Jetzt nicht völlig genießen kann, aber wenn man die Aufgaben früh erledigt kann man sich ohne Sorge ausruhen. (Ich ahne doch, daß das starke “Sturmwolke”-Gefühl eine persönliche Eigenart ist, deshalb köntte diese Strategie nicht jedem Mensch optimal mit Bezug zur allgemeinen Freude sein.)

Trotzdem habe ich bemerkt, daß diese Neigungen gegen der Willen zum Aufschub, zum Genuss usw. negative Folgen haben, wann sie zum Äußersten getrieben werden. Zum Beispiel: der selbstgestellte Zwang, alle Aufgaben früh fertigzustellen, zu einer minderwertigeren Arbeitsqualität aufgrund der Eile führt. Auch bringt diese Vorstellung, genauso wie viele Moralprinzipien, ein Gefühl von Herablassung und Missfallen nach weniger stoischen Personen hervor. Ich beging den Fehler, meine “Prinzipien” an sich selbst zu schätzen, statt sie freudens- und lebensqualitätsgemäß zu bewerten. (Begehe ich jetzt mit dem Schätzen der Freude und der Lebensqualität den gleichen Fehler? Vielleicht...)

Genug davon! Mit der sittlichen Erörderung habe ich schon die Nase voll.

Zwecklose Bewegungen

Jetzt bringe ich diesem Eintrag zum Abschluss mit ein kleines, zwar ein bisschen dümmliches Rätsel. Halt deine Hand hoch und ganz still vor dir und versuch, vollig bewußt deiner “Fähigkeit”, dein Finger sich zu bewegen zu zwingen. Dann tu es: beweg dein Finger, sooft du Bock hast, ihn zu bewegen. Mach es wahllos und willkürlich.

Diese Bewegungen waren natürlich vom Willen auch aufgelöst, aber hatten diese Willen überhaupt Grunde? Im Kampf zwischen dem Fingerbewegenswille und dem Stillhaltenswille, warum hat das eine das andere in einem Moment überwunden und im nächster Moment umgekehrt? Gibt es sogar seelische Beweggründe oder sind diese reine zwecklose Bewegungen?

Vielleicht ist diese Übung ein dummer Quatsch und eine Folge meiner eigenen Seltsamkeit. Höffentlich wird es aber dem Leser etwas zum Knobeln geben.


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